Der Wunsch, die Haare zu färben kommt daher, dass das Deckhaar durch die Sonne ausgeblichen ist. Und da man von der Krankenkasse nur alle 2 Jahre einen finanziellen Zuschuss für eine neue Echthaarperücke bekommt, und ich nicht noch ein Jahr mit diesen ausgeblichenen Haaren rumrennen möchte, färbe ich sie eben. In meinem Fall: tönen.
Ich kaufe mir bei einem Drogeriemarkt eine Mahagoni-Tönung von Movida, die laut Angabe ca. 24 Wochen hält. Das reicht erst mal, denn man muss ja immer davon ausgehen, dass die Farbe einem doch nicht so gut gefällt und daher bin ich da sehr vorsichtig, was dauerhafte Colorationen angeht. Aber dazu später mehr.
Zu Hause bereite ich mich auf das Tönen vor. Ich lege das Waschbecken mit Plastiktüten (Gefrierbeutel) aus, mische die Farbe zusammen, befeuchte die Haare und lege die beiliegenden Handschuhe an. Es kann losgehen! Ein bisschen mulmig ist mir schon, muss ich zugeben. Was, wenn etwas schief geht? Ich habe keine anderen Haare... Ahhh! – Ok, cool bleiben :-) Ich nehme Strähne für Strähne... Nein, eigentlich nicht. Ich klatsche zuerst die farbige Flüssigkeit auf das Deckhaar, schließlich soll hier die Farbe am längsten einwirken, da dort die Haare am hellsten sind. Dann arbeite ich mich weiter nach unten Richtung Spitzen vor. Ich arbeite die Farbe ähnlich wie Shampoo ein. Natürlich so vorsichtig wie möglich, damit ich keine Haare aus meiner geliebten Echthaarperücke ausreiße.
So, dann mal einwirken lassen. Auf der Packung steht eine Einwirkzeit von 15 Minuten. Hmmm, wie lange hantiere ich denn eigentlich schon rum? Naja, wie auch immer, soll ja schön decken. Also warte ich die 15 Minuten ab und wasche die Haare dann aus. Und aus. Und aus. Dann gleich noch die beiliegende Haarkur rein und die Haare werden schön glänzend und geschmeidig, mal abgesehen von dem tollen Aprikosenduft.
Ich lege die Haare auf ein kleines Handtuch und trockne sie ein wenig. Damit die Haare im trockenen Zustand besser kämmbar sind und keine Knötchen entstehen, fange ich ganz vorsichtig an, die Haare von den Spitzen abwärts zu kämmen. Immer ein Stückchen weiter oben ansätzen und nach unten bürsten. Bis ich letztendlich an der "Kopfhaut" angekommen bin und auch von dort aus Richtung Spitzen kämme. In diesem Zustand setze ich die Perücke auf meinen Perückenkopf. Diesen stelle ich dann raus an die Luft, um sie nicht föhnen und somit unnötig strapazieren zu müssen.
Schon beim Trocknen ist mir die dunkle Farbe aufgefallen. Aber im nassen Zustand sind Haare ja sowieso immer dunkler als in natura. Naja, dachte ich jedenfalls :-D
Auch als die Haare trocken sind, sind sie eindeutig zu dunkel geraten. Die Farbe sieht schon gut aus, aber nicht an mir! Also hier gleich ein Tipp, falls die Tönung nicht eurer Vorstellung entspricht:
Haare mit Anti-Schuppen-Shampoo waschen, nach Bedarf mehrmals. Das bewirkt eine "Abschuppung" der Farbpartikel. Hierbei geht ordentlich Farbe raus, was für eine Erleichterung! Ich hatte schon befürchtet, die nächste Zeit als Goth rumlaufen zu müssen. Das ist nun mal nicht mein Style. Wer kein Anti-Schuppen-Shampoo im Haus hat, kann diese Mischung probieren: 2 Teile Öl (z. B. Olivenöl), 2 Teile Zitronensaft und 1 Teil Honig. Nachdem die Zutaten vermischt wurden, einfach auf die Haare auftragen. Nach dem Ausspülen aber unbedingt eine reichhaltige Kur verwenden, da durch die Zitronensäure die Haare durchaus beansprucht werden. Ich kann nicht genau sagen welcher Tipp besser ist, da ich beides gemacht habe. Es ist jedenfalls gut Farbe rausgegangen.
Nach gefühlten 20 Haarwäschen kommen meine Haare (meine Perücke) endlich dazu, zu trocknen. Und siehe da: Keine ausgeblichenen Stellen mehr im Deckhaar. Die Haarfarbe ist wieder schön einheitlich. Und ich wieder glücklich :-)
Auch wenn der Versuch, meine Perücke zu färben (tönen!), etwas riskant und nicht ganz ohne Hindernisse abgelaufen ist, bin ich doch im Nachhinein stolz auf mich. Also, wenn ihr eurer Echthaarperücke auch mal einen neuen Look verpassen wollt, dann traut euch! Passt nur darauf auf, vorsichtig zu sein, damit keine Haare ausgehen und beachtet die Einwirkzeit. Weniger ist mehr! Und falls das Ergebnis doch zu dunkel ist, habt ihr ja meine oben genannten Tipps parat.
Ich übernehme allerdings keine Verantwortung dafür, wenn ihr eure Perücke dabei ruiniert. Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt, könnt ihr ja einen Zweithaarspezialisten aufsuchen und euch dort beraten lassen. Ich für meinen Teil würde es jederzeit wieder tun.